Objektive Hermeneutik

by Jeannine Wintzer

Die Objektive Hermeneutik ist eine sozialwissenschaftliche Methode, die von Ulrich Oevermann begründet wurde, um die Entstehung und Manifestierung von latenten Sinn(Strukturen) zu untersuchen. Sinn(Strukturen) sind alle Regeln, die die Lebenspraxis von Individuen, Gruppen, Organisationen grundlegend prägen. Latente Sinnstrukturen sind den AutorInnen nicht bewusst, der Sinn ist nicht intendiert. Die Objektive Hermeneutik wird auch als falsifizierendes Verfahren bezeichnet, was darin begründet ist, dass die Analyse der OH damit beginnt, Hypothesen über einen Untersuchungsgegenstand aufzustellen, die schrittweise falsifiziert werden. In geographischen und raumsensiblen Forschungskontexten konnte die OH in den 1980 bis 2000 Jahren an Bedeutung gewinnen, da ihr Vorgehen in eher naturwissenschaftlichen Communities dem dort bestehenden Paradigma (z.B. Realismus, Positivismus) nahelag und eine Abgrenzung zu interpretativen Verfahren ermöglichte. Mit dem Cultural Turn in den geographischen und raumsensiblen Disziplinen verschwand die Bedeutung der OH in diesen Fachbereichen.

 

  • Oevermann, U., T. Allert, E. Konau & J. Krambeck (1979): Die Methodologie einer „objektiven Hermeneutik“ und ihre allgemeine forschungslogische Bedeutung in den Sozialwissenschaften. In: Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften. Stuttgart: Metzler, 352–434.
  • Wernet, A. (2000): Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik. Opladen: Leske + Budrich.